Köln, kurz vor Ende des Jahres. Regnerisch.
Ich sitze ohne Job, ohne Bleibe und
ohne Einkommen in dieser Stadt fest.
Ich liebe und hasse sie
gleichermaßen. Ich will all ihre Seiten erforschen, alles aufsaugen
dass sie mir zu offerieren vermag. Doch spüre ich wie sie mir die
kalte Schulter zeigt. Schonungslos wirft sie mir die Realität ins
Gesicht.
Ich frage mich ernsthaft warum ich nicht schon längst
aufgegeben habe. Warum ich nicht zurück gegangen bin wo ich her
kam. Es wäre viel einfacher gewesen. Ich könnte in einem bequemen
Bettchen liegen und den ganzen Tag auf 9GAG surfen. Anstatt dessen
hüpfe ich von Schlafplatz zu Schlafplatz in der Hoffnung endlich
irgendwo eine feste Bleibe zu finden in der ich mich frei entfalten
kann. Es ist dass erste mal seit langem, vielleicht sogar in meinem
ganzen Leben dass ich mir etwas nicht leicht mache, nicht davon laufe
und
denke dadurch würde alles besser. Zum ersten mal beiße ich mich
durch, kämpfe für dass Leben dass ich führen möchte.
Ich bin immer noch ich, mit all meinen
unmöglichen Fehlern und Marroten. Ich bin immer noch jemand mit dem
nicht jeder auskommt, ein schwieriger Charakter eben. Und daran will
ich etwas ändern.
Aber trotzdem bewegt sich etwas in mir, um mich
herum. Ich habe die Stagnation aus meinem Alltag verbannt. Auch wenn
ich bange, hoffe, fluche. Irgendwie passiert immer etwas neues, nicht
immer schönes, aber es passiert endlich mal etwas. Dass habe ich all
die Jahre vermisst.
Auch wenn ich weiß dass vieles davon nur dazu
dient meine Situation schön zu reden. Zu einem gewissen Teil weiß
ich diese Erfahrung wirklich zu schätzen. Ich will aus ihr als
Sieger hervor gehen, mich nicht unterkriegen lassen und am Ende
bereuen aufgegeben zu haben. Denn wenn ich dass tue, verrate ich mich
selbst und die wenigen Menschen die bereit waren mich zu
unterstützen. Obwohl ich diese Personen an einer Hand
abzählen könnte.
Ich habe immerhin noch einen Ort zum
Schlafen an dem ich nicht frieren muss. Ich weiß nicht für wie
lange noch, doch ich bin dankbar dafür. Noch sitze ich nicht mit dem
Pappbecher in der U-Bahn. Aber wenn man ein mal in solch
eine prekäre Lage gekommen ist bemerkt man wie unsinnig, überflüssig
und oberflächlich viele Dinge sind auf die man vorher so großen
Wert gelegt hat. Irgendwie weiß man dann wie selbstverständlich man
dass Gefühl genommen hat, den eigenen Schlüssel in den Händen zu
halten, eine Wohnung mit seinen Sachen zu haben und über alles darin
frei verfügen zu können.
Der Spruch „Manchmal weiß man erst was
man hatte, wenn es fort ist“ beinhaltet viel Wahrheit.
Ein warmer
Schlafplatz, eine Mahlzeit und die Gelegenheit für etwas
Zerstreuung. Mehr brauche ich nicht. Und all das findet und genießt
man auch im kleinen. Dann liege ich gerne in einem kaputten Bett oder
auf Decken auf dem Boden. Da reicht mir die Scheibe Toast und mein
Wasser. Und solange ich zeichnen, lesen und mich in meine
Fantasiewelten träumen kann ist alles gut. Und selbst wenn letzteres
mal nicht gehen sollte. Ich will zufrieden sein.
Denn dass was wirklich wichtig ist kann
mir Niemand nehmen. Meine Integrität, meine Seele und meine
Überzeugungen. Sie wandeln mit mir durch diese Stadt, verschmelzen
mit mir und meinen Taten. Sie stecken in allem was ich Sage und
formen meine Realität.
Und somit wird hieraus wieder was es
immer sein sollte. Ein Teil von mir. Meine Schnittstelle zur Welt.
Die Ecke meines Geistes die nur mir gehört.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Platz für all eure wunderbaren Gedanken